In unserer Stadtkirche haben wir einen historischen Flügel aus dem Jahre 1923. Zur Zeit (2017 – ?) übernimmt der Flügel die Rolle von Haupt- und Chororgel bei der Begleitung von Gemeindeliedern und die Vertretung eines Orchesters bei der Darstellung oratorischer Musik z.B. im Gottesdienst. Diese Last zu tragen ist das Instrument nicht konstruiert worden, besonders dort, wo die Farbigkeit und die Klangfülle einer Orgel benötigt werden.
Der Flügel ist eine Bauform des Klaviers. Sein Korpus besteht u. a. aus dem die Saiten haltenden waagerecht liegenden Rahmen und Resonanzboden.
Diese Anordnung war bereits beim Cembalo die Norm, bei dem jedoch die Tonerzeugung eine andere war.
Die Flügelform eines Flugtiers gab dieser Klavierform den Namen. Am geraden Korpusende sind Klaviatur, Mechanik und Stimmstock untergebracht. Das Gehäuse ist oben mit einem Deckel abgedeckt, der sich aufklappen lässt, z. B. um den Schall besser austreten zu lassen; unten ist ein Flügel in der Regel ohnehin offen, mit Ausnahme sehr früher Instrumente des 18. Jahrhunderts.
Die Konstruktion, an der die Pedale angebracht sind, heißt „Lyra“, was besonders beim Erard-Flügel in der Stadtkirche plausibel wird, da die Form dieses Bauteils dem gleichnamigen griechischen Saiteninstrument nachgebildet ist.
Während die aufrechte Bauform des Klaviers, das Pianino, aus Platz- und Kostengründen vorwiegend in Privathaus und Schule zum Einsatz kommt, ist der bei größeren Längen klangstärkere und generell differenzierter spielbare Flügel das richtige Instrument für große Räume und im professionellen und konzertanten Bereich.
Sébastien Érard (* 5. Juni 1752 in Straßburg; † 5. August 1831 in La Muette bei Passy, heute 16. Arrondissement) war ein französischer Instrumentenbauer deutschsprachig-elsässischer Herkunft mit dem Taufnamen Sebastian Ehrhardt.
Das von Sébastien Érard in Paris gegründete Unternehmen wurde, vom Zeitpunkt seines Todes an unter der Leitung seines Neffen Pierre Erard, über mehrere Jahrzehnte der Mitte des 19. Jahrhunderts zum weltweit führenden Klavierbauunternehmen.
Von Érard stammt auch die Entwicklung des Double Echappements am Hammerklavier 1821, was eine wesentliche Leistungssteigerung dieses Instrumentes bedeutete. Die Erfindung wurde nur noch in Details von Henri Herz verbessert. Ihre Ausführung bildet bis heute die Basis der gegenüber dem Hochklavier wesentlich besseren, viel schneller möglichen Anschlagswiederholung eines Flügels. Diese sogenannte „doppelte Repetition“ oder „doppelte Auslösung“ nach Patent Erard mit dem wesentlichen Element des Repetierschenkels, der den rückprallenden Hammer fängt und noch vor komplettem Rückhub der Taste ein erneutes Anschlagen gestattet, gehört zu den wichtigsten Erfindungen der Klavierbaugeschichte.
Érard schenkte Beethoven 1803 einen Flügel seiner Produktion. Dieser überließ das Instrument 1824/1825 seinem Bruder Nikolaus Johann, durch den es 1845 in den Besitz des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz gelangte.
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, zu den Zeiten des jungen Franz Liszt als tourender Virtuose am Flügel, stieg Erard zum weltweit führenden Klavierbauer auf und überholte den bis dahin führenden englischen Klavierbauer John Broadwood & Sons. Die schnelle Repetition kam den neuen hoch virtuosen Pianisten der Kategorie Thalberg und Liszt entgegen.
Quelle: wikipedia.de