Presse vom 12.11.2013
Quelle: RGA-online (von Thomas Wintgen)
„Kantor Andreas Pumpa gelingt höchst beachtliches Debüt
Das konnte sich sehen und vor allem hören lassen. Kantor Andreas Pumpa hat neun Monate nach der einstimmigen Entscheidung für ihn (Presbyterium) und gut sechs nach seinem Amtsantritt (1. Mai) ein fulminantes Debüt gegeben. Die Menschen im bestens gefüllten Kirchenschiff dankten ihm und der Kantorei mit stehendem Applaus.
Präses Ulrich Seng wies eingangs auf die zeitlichen Parallelen der Entstehung des Hauptwerks des Abends – der D-Dur-Messe (op. 86) von Antonin Dvorák – mit der Entstehung der Stadtkirche in ihrer heutigen Gestalt hin und dankte den Mitwirkenden für die intensive Vorbereitung.
Vorneweg dem Kantor, der als Ouvertüre die Sonate Nr. 2 c-Moll (op. 65) von Felix Mendelsohn-Bartholdy auflegte, dessen beseeltes Adagio er erfreulich bedächtig, aber prägnant registriert spielte. Die kurze Final-Fuge technisch umso bravouröser.
Es hat sich „ausgezahlt“, dass Pumpa die „Messlatte“ insbesondere für die Kantorei nach der Sommerpause höher gelegt hatte. Was unter anderem den positiven Effekt hat, dass manch ein(e) Chorsänger(in) daheim wieder übt, regelmäßig sogar. Das lohnt sich; alle haben es gehört.
Die Einsätze – schon bei Mendelsohns „Drei geistlichen Liedern“ (op. 23,1), bei denen Andreas Pumpa klare Strukturen in ein dichtes Geflecht brachte und präzise, sichere, „fördernde“ Einsätze gab. Die erstaunliche Kraft; die große Sicherheit bei Einsätzen und Intonation.
Das setzte sich in der Messe fort, deren Credo langatmig genug ist, um den Chor an konditionelle Grenzen zu bringen. Andererseits präsentierte die Kantorei das Opus, als sänge sie immer schon Messen: großartig. Dynamisch folg- und biegsam.
Kammerchorische Tugenden entwickelt
Wunderbar das „moserere nobis“ (Gloria), höchst beachtlich der Alt-Einsatz (Credo) sowie die sich überall durchziehenden Halbtonschritte (ex patre natum), traumhaft der Sopran-Einsatz (et resurrexit); an der Stelle entwickelte die Kantorei geradezu kammerchorische Tugenden bzw. Qualitäten.
Für die Gesangssolisten hatte Pumpa gewissermaßen zum „Einsingen“ vier biblische Lieder (op. 99) von Dvorák aufgelegt. Arndt Schumacher führte seinen weichen, aber nie „schmierenden“ Bariton ein. Beate Koepps Alt hat edle Strahlkraft und mühelose Höhen.
Wolfgang Kloses Tenor ist einerseits herb, kommt aber andererseits sehr natürlich und mit angenehmem Tremolo herüber. Mühelos unangestrengt Steffanie Patzkes schöner Sopran – bis hinauf ins g.
Ihr „Solo“-Quartett in den geistlichen Liedern genügte musikalisch höchsten Ansprüchen, zumal sie auf einer „Wellenlänge“ waren und niemand auf die Idee kam, den anderen in den Hintergrund zu singen. Das „Jesu Christe domine deus“ (Gloria) geriet nobelst, das Agnus Dei meisterlich.
Weiter so, Kantor und Kantorei! Ach ja: Sehen lassen konnte sich das Programm; es informierte sowohl über Komponisten und die Werke als auch über die Mitwirkenden.“