Geschichtliches und Neuigkeiten über unsere Orgel finden Sie auf dieser Seite.
Eine erster Beschluss zur Renovierung und Erweiterung der Stadtkirchenorgel in Wermelskirchen stammte aus dem Jahr 2016. Im Oktober 2017 musste die Orgel wegen elektrischer Sicherheitsprobleme (Brandgefahr) stillgelegt werden, drei Monate vor dem für Anfang 2018 terminierten Arbeitsbeginn. Die Arbeiten an der Orgel wurden nach deren Entkernung nicht fortgesetzt, da sich der gesetzte Projektrahmen als unvollständig erwiesen hatte. Ferner wurde die Idee eines frei stehenden Spieltisches neu diskutiert.
In einem zweiten Anlauf, Anfang April 2019, hatte das Presbyterium beschlossenen, die Orgel in einem erweiterten Volumen von 250.000 Euro plus 15.000 Euro aus einer Spende zu renovieren. Ein Anteil von 100.000 Euro sollte vom Fundraisingteam erwirtschaftet werden.
2021 ist es zu einer sehr erheblichen Preissteigerung gekommen und am 29. Oktober 2021 gelungen, nach vielen gemeinsamen Überlegungen und Abwägungen, einen Weg zu finden, die entstandenen Mehrkosten von ca. 90.000 Euro zu finanzieren und das Projekt mit den 2019 beschlossenen Inhalten erneut zu beschließen.
Zwei Jahre später, am 15. Dezember 2023, veröffentlichte der Bevollmächtigtenausschuss der Kirchengemeinde, dass er sich das Finanzierungskonzept für die Orgelsanierung (Vorschlag des Finanzausschusses vom 11.12.2023) zu eigen gemacht hatte und beschloss das Finanzierungsvolumen von € 358.908,88 durch je hälftige Beteiligung der Kirchengemeinde und des Fundraisingteams.
Am 7. Februar 2024 erteilte das Landeskirchenamt die Genehmigung. Im Laufe des Sommers 2024 wurde die erste Teilzahlung über 30% der Bausumme an den Orgelbauer überwiesen.
Zum Jahreswechsel 2024/25 möchte die Orgelbaufirma mit der Realisierung der Orgel beginnen. Vor dem Einbau des Instrumentes müssen noch zwei Orgelpodeste errichtet werden, der Zeitpunkt dafür ist noch nicht bekannt. Ebenfalls hat die Firma 2024 laufende Projekte noch abzuschließen.
Auch für das Jahr 2024 hat das Fundraisingteam wieder stilistisch unterschiedliche Veranstaltungen geplant. Mehr noch als um Geld, geht es dem Fundraisingteam dabei um die Menschen, die es gewinnen und für seine Arbeit an der Stadtkirche begeistern möchte.
Zur Zeit nutzen wir unseren elektronischen Orgelsimulator, der übrigens bereits in die bestehende, breite Gemeindearbeit mit Kinder- und Erwachsenenchören integriert worden ist. Kleine und große Orgelschüler, ein neu entstandenes, auch konzertierendes OrganistInnenteam aus fünf Personen und bereits drei erfolgte Orgelkonzerte seit dem Sommer 2021 und natürlich die Musik in den Gottesdiensten machen es für alle ahnbar, welche reichhaltige Nutzung eine richtige Orgel der Stadtkirche erfahren wird.
Spendenstand im Juni 2021: 81.000,00 € (alte Zielsetzung: 100.000 €)
Spendenstand Novenber 2021: 133.000,00 € (neue Zielsetzung: 178.000 €)
Spendenstand im Oktober 2024: 150.550,00 € (von Fundraising-Ziel: 178.000 €)
Bitte unterstützen Sie die Orgelsanierung und Erweiterung der Hauptorgel in Wermelskirchen mit einer zweckgebundenen Spende über den Förderkreis für Ev. Kirchenmusik. Zweckgebundene Spenden kommen ausschließlich dem von Ihnen gewünschten Verwendungszweck zugute.
Zu diesem und zu weiteren Spendenzwecken haben wir eine eigene Hompage installiert:
Die Kontodaten lauten:
Kontodaten des Förderkreises e.V.
IBAN: DE35 3405 1570 0000 1801 90
BIC: WELADED1WMK
Spenden mit Paypal
Spendenzweck: „Orgelsanierung“.
Über Ihre Spende/Mitgliedsbeitrag (steuerlich absetzbar) erhalten Sie zu Beginn des nachfolgenden Kalenderjahres eine Spendenbescheinigung.
Den Flyer „Mein Ton in unserer Orgel“ über die Pfeifenpatenschaften
finden Sie hier: Flyer Orgelpaten
Zusammen mit weiteren Inhalten dieser Homepage informiert unser Flyer über das Projekt und konkrete Spendenmöglichkeiten (Pfeifenpatenschaften).
Maßnahmebeschreibung ORGEL Evangelische Stadtkirche Wermelskirchen
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„Eine Kirche ohne Orgel ist wie ein Körper ohne Seele!“ So hat Albert Schweitzer die Bedeutung der Orgel ausgedrückt. Mozart nannte sie die „Königin der Instrumente“. Wenn die Orgel im Gottesdienst schweigt, fehlt vielen Menschen etwas, andere lernen dann die wunderbare Klanglichkeit dieses Instrumentes erst gar nicht kennen.
Im (räumlichen) Gegenüber zur Kanzel nimmt die Orgel eine wichtige Aufgabe wahr: Sie spricht mit ihrer Verkündigung die Sinne der Menschen an. Das geschieht nicht nur, wenn ihre Klangvielfalt den Kirchenraum erfüllt. Auch ein Orgelgehäuse kann mit Schriftbändern, Bildern oder Statuen etc. vom Glauben erzählen.
In den Gottesdiensten in der Stadtkirche in Wermelskirchen hat das Orgelspiel seit über 300 Jahren einen festen Platz. Umfasste es zunächst nur das Intonieren und Begleiten des Gemeindegesangs, trat später eine breite gefächerte, künstlerische Orgelliteratur hinzu.
Die Stadtkirche und die Kirmes
Vermutlich wurde schon vor dem Jahr 900 ein kleines Kirchlein am Ort der heutigen Stadtkirche errichtet. Es werden nur ein paar Häuser um die Kirche gestanden haben. Im Umfeld des Kölner Erzbischofs Gunter gab es um das Jahr 885 herum einen Mann mit Namen Werinbold, der die Kirche, den Ort und den Namen von Wermelskirchen geprägt haben könnte. Als das Dörfchen wuchs, wuchs auch die Kirche mit. Man erbaute eine dreischiffige Basilika, die dem Apostel Bartolomäus geweiht wurde. Das katholische Andreasstift in Köln war zuständig für die Ernennung eines Pfarrers und die Verwaltung der Pfarrei. Im Jahr 1510 sollen etwa 2000 Menschen hier gewohnt haben, die sich auf drei Hofschaften (ehemals Hundtschaften: ein Bezirk mit 100 Familien) verteilten.
Die drei Wappenteile stehen für die drei ehemaligen Hofschaften, aus denen Wermelskirchen entstanden ist, das Kirchdorf mit der Stadtkirche, die Eich und der Schwanen. Die Mauerkrone ist der heraldische Ausdruck für den Status einer Stadtgemeinde.
Die Barockorgel der Stadtkirche
Nach vielen Jahren einer auf die Reformatoren Zwingli und Calvin zurückgehenden Kirchenmusik- und Orgelfeindlichkeit, bekommen zahlreiche Evangelische Kirchen erst nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, ab der Mitte des 17. Jahrhundert erneut oder erstmals eine Orgel. Dazu gehörte auch die alte romanische Basilika in Wermelskirchen, die einstige Reformierte Kirche.
Da über ein älteres Vorgängerinstrument aus der katholischen Epoche keine Aufzeichnungen bekannt sind, beginnt für uns die Geschichte einer ersten Stadtkirchen-Orgel um 1713. Als Erbauer gelten der Ratinger Orgelbauer Peter Weidtmann (1647-1715) oder dessen Sohn Thomas (1675-1745). Von diesem Instrument ist heute noch die Fassade, der sogenannte Prospekt, erhalten geblieben.
Das Wahrzeichen Wermelskirchens, der stattliche und durch seine architektonische Gliederung aufwändige Turm der Stadtkirche, erzählt noch heute von einer besonderen Bedeutung dieses Gotteshauses vor und nach der Reformation.
Es verwundert, dass die Stadtkirche in Wermelskirchen 1713 nicht mit einem prächtigen, barocken Orgelwerk, sondern mit einem auffallend spartanischen Instrument ausgestattet wurde. Anders als manch andere Orgeln unserer Region, die in vergleichbar großen Kirchbauten aufgestellt wurden, z.B. in Eckenhagen (die Gebr. Kleine Orgel von 1794 wurde 2008 für 350.000 Euro restauriert) oder in Lennep, je mit über 30 Registern gut ausgestattet, wurde das Wermelskirchener Instrument für die große Stadtkirche deutlich unterdimensioniert konzipiert. Man erbaute sie stattdessen als eine kleine Dorfkirchenorgel, wie sie im 18. Jahrhundert vom Niederrhein bis ins Bergische Land – allerdings auch in kleinen Kirchen – weit verbreitet war.
Ungewöhnlich war die, an den Ansprüchen der Raumgröße, klein gewählte Registeranzahl von 10 Stimmen. Ein dialogfähiges Nebenmanual und gar ein klingendes Pedalwerk wurden nicht berücksichtigt.
Eine eindeutige Erklärung für diese „Besonderheit“ der Wermelskirchener Orgel gibt es nicht. Es ist anzunehmen, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts der Orgelnutzung im Wermelskirchener Gottesdienstgeschehen strengste Einschränkungen auferlegt waren. Wie auch in anderen reformierten Gemeinden, durfte zumeist nur psalmgebundene Gebrauchsmusik gespielt werden. Die Darstellung der Werke der berühmten nord- und ostdeutschen Orgelkomponisten wurde nicht gewünscht und wurde angefeindet. Dort, wo man keine „modernen“ barocken Virtuosenwerke hören mochte, mag man vielleicht die dazu nötigen Klangfarben und Tasten gar nicht erst installiert haben.
Die Weidtmanns haben eine Anzahl kleine und einmanualige Orgelwerke hinterlassen, die einander in Größe und Gestalt ähnlich waren. Schaut man sich beispielsweise im Kloster Steinfeld das 1678 durch den Klosterbruder Michael Pirosson errichtete Hauptorgelgehäuse an, scheint es, als habe sich Peter Weidtmann vielleicht dort für die Gestaltung seiner eigenen Orgelgehäuse, an denen man seine Instrumente auch heute noch zielsicher erkennen kann, „inspirieren“ lassen.
Der Prospekt der Hoerstgener Thomas-Weidtmann-Orgel aus dem Jahr 1731 (Quelle: derwesten.de) zeigt deutliche Ähnlichkeiten mit der in Wermelskirchen erhaltenen Fassade. Ob die Wermelskirchener Orgel front-, seiten- oder hinterspielig war, hängt von der ursprünglichen Einbausituation auf der Empore ab und wurde nicht überliefert. Der originale Spieltisch könnte so wie auf dem hinterlegten Bild (Quelle: rp-online.de) ausgesehen haben.
Ein weiterer „Zwilling“ unserer Orgel befindet sich in Rheinberg-Orsoy. Auch das dortige Instrument wird dem Orgelbauer Peter Weidtmann zugeschrieben. Es wurde im Jahr 1680 installiert. Das Rückpositiv der Orsoyer Orgel ist eine spätere Erweiterung aus dem Jahr 1855. Leider sind sowohl in Orsoy als auch in Wermelskirchen keine historischen Orgelpfeifen mehr vorhanden. 2015 wurde in Orsoy ein technischer Neubau für ca. 230.000 Euro durch die Firma Speith unter teilweiser Wiederverwendung von Peterschem Pfeifenmaterial seiner Bestimmung übergeben. Hinzu kamen Kosten von etwa 100.000 Euro für eine neu gebaute Empore hinzu.
Wikipedia zeigt einen Überblick über bekannte Weidtmann-Orgeln . (https://de.wikipedia.org/wiki/Weidtmann_(Orgelbauerfamilie)). Allen Instrumenten ist gemein, dass sie sehr klein sind und wohl vornehmlich für eine reformierte Kundschaft gedacht waren.
Neubau des Kirchenraums der Stadtkirche
Im Jahr 1838-39 wurde durch Abriss und Neubau des Kirchenschiffes der Stadtkirche in Wermelskirchen mehr Raum für eine anwachsende Gemeinde geschaffen. Auf den weiterverwendeten romanischen Fundamenten wurde ein klassizistischer Raum mit hoch angesetzten Umlaufemporen aufgebaut, für manchen Kritiker zu hoch. Diese Lösung erlaubt jedoch, im Unterschied zum Vorgängerbau, eine gute Belichtung der Kirche.
Parallel dazu vollzog sich durch Preußischen Einfluss der Zusammenschluss von Reformierten und Lutheranern zur einer unierten, evangelischen Gemeinde.
Die Union der Bekenntnisse hatte offenbar auch zu einer gewissen Pluralisierung der Kirchenmusik und daraus resultierenden baulichen Maßnahmen geführt, die dann im Erweiterungsbau der Kirche berücksichtigt wurden.
Der Geschichtsverein Wermelskirchen hat die beiden auf dieser Seite gezeigten, 1875 entstandenen Fotografien zur Verfügung gestellt. Mindestens in dieser Phase des Bestehens ist das Instrument seitenspielig. Es besitzt nun, gegenüber seiner ursprünglichen Gestalt, einen in der Breite erweiterten Prospekt.
Da diese Verbreiterung zur Unterbringung des von Weidtmann übernommenen Pfeifenwerkes eigentlich unnötig gewesen wäre, stellt sich die interessante Frage des Warum? Sollte die Orgel etwas wuchtiger wirken? Wollte man den Blick von der Kanzel auf den romanischen Turm mit seiner vorreformatorischen Geschichte verstellen?
1839 wurde Christian Roetzel (*1776; †1867) mit Restaurierungs- und Erweiterungsabeiten am Orgelwerk betraut. Er war Orgelbauer im Oberbergischen Land und lebte in Alpe. Im Zusammenhang mit Roetzels Umbauten wurde der Orgelprospekt von einem nicht benannten, einheimischen Schreiner verbreitert.
Trotz der Volumenvergrößerung des Kirchenraumes wurde das kleine Barockinstrument aus dem Vorgängerbau übernommen. Obwohl es nach langer Nutzung überholungsbedürftig und unmodern gewesen sein dürfte, hielt man anstelle eines angemessenen Neubaus an der alten Orgel fest.
Das sowieso schon knapp disponierte, weidtmannsche Orgelwerk wurde noch um das aus der Mode gekommene, kurzbechrige Zungenregister (Vox humana) reduziert und vom barocken Tonumfang des Manuals, C,D-c³, auf den moderneren, im 19. Jahrhundert üblichen, Tonumfang C-f³ erweitert. Das Instrument behielt seine ursprüngliche Stimmung im „Chorton“ jedoch bei. Der Chorton liegt mindestens einen Halbton über der heute üblichen Stimmtontonhöhe.
Die Disposition lautete nach Roetzels Umbau:
Hauptwerk (9 Register) | Unterwerk (5 + zwei halbe Register) |
Principal 8′ Bordun 16′ Gedact 8′ Gamba 8′ Octave 4′ Quinte 2 2/3′ Octave 2′ Mixtur Trompete B+D 8′ |
Principal 4′ Gedact 8′ Violdigamba 8′ Principal D 8′ Lamento 8′ ab f Flute traver 4′ Flageolet 2′
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Noch immer wurde auf ein Pedal mit eigenen Registern verzichtet. Somit blieb das Instrument weiterhin für ein Literaturspiel nur sehr eingeschränkt nutzbar. Die angehängte Pedaltastatur wird aufgrund der geringen Gehäusetiefe einen reduzierten Tonumfang gehabt haben, vielleicht C-g°.
Es wird überliefert, dass 1869 eine „gründliche Erneuerung“ durch die Gebrüder Euler aus Gottsbüren durchgeführt worden sei. Was dort genau verändert wurde, ist bis heute unbekannt geblieben. Denkbar ist neben einer erneuten Renovierung die Anpassung an einen modernen Stimmton.
Wie man rechts im Hintergrund eines in den 1960er Jahren entstandenen Fotos sehen kann, wurde das Orgelwerk ganz an die Turmwand gerückt (Quelle: Robert Wehn). Interessanterweise wurde der vormals sichtbare Triumphbogen mit Hilfe von Wandverkleidungen nunmehr vollständig unsichtbar gemacht. Die Tiefe der Orgel betrug maximal ca. 100-130 cm. Da der Unterkasten der Orgel vom Nebenwerk eingenommen wurde, muss sich die Balganlage in der hinterseitigen Michaelskapelle befunden haben. Man entschloss sich offenbar zu diesen Maßnahmen, um vor der Orgel genügend Platz für eine Chortribüne zu gewinnen und so ein gemeinsames Musizieren eines bis zu 45 Personen starken Chores und der Orgel zu ermöglichen. Durch die Positionierung des Unterwerks im Rücken des Chores konnten beide Klangkörper von nun an eine musikalische Einheit bilden.
Der über 100 Jahre bestehende und zumindest für die Chorarbeit günstige Zustand erodierte nach und nach. 1939 wurde die romantische Klanglichkeit des Unterwerkes aufgegeben und die Orgel durch ein von Walcker installiertes Instrument mit vorgebautem Rückpositiv ersetzt. Gleichzeitig oder spätestens mit dem Neubau Peter von 1968 verschwanden die Chortribünen gänzlich und der singende Chor wurde auf eine Seitenempore verlagert. Die aktuelle Peter-Orgel war aus verschiedenen Gründen für die Chorbegleitung nicht sonderlich geeignet. Aufgrund eines teils missverstandenen A-capella-Begriffs war zu allerdings dieser Zeit ohnehin eine vollständig unbegleitete Vokalmusik in Mode.
Seit dem Jahr 2013 musizieren alle Chöre wieder in einer ganz ursprünglichen Weise als sichtbarer Teil der Gemeinde von unten, vom Chorraum aus.
Die Kriegsorgel von E.F. Walcker
Ein jüngeres Foto aus dem Jahr 1960 zeigt die 1939 durch die Firma E.F. Walcker aus Ludwigsburg erneut umgebaute Wermelskirchener Stadtkirchenorgel unter Weiterverwendung des vorhandenen Gehäuses. Deutlich zu erkennen sind ein freistehender, elektrischer Spieltisch und ein mit einem Freipfeifenprospekt gestaltetes Brüstungspositiv. Die Orgel war neobarock disponiert und mit 32 klingenden Registern ausgestattet. Die Steuerung erfolgte nach Walckers neuestem System „elektrisch“ (elektropneumatische Taschenladen). Der auf dem obigen Foto erkennbare, freistehende Spieltisch besaß drei Manuale und Pedal und ähnelte ansonsten der abgebildeten Konsole aus der Pauluskirche in Oberhausen-Lirich.
Die unten abgedruckte Disposition des Werkes ist typisch für die sogenannte „Orgelbewegung“. Mit diesem Begriff bezeichnet man eine vor allem in Deutschland verbreitete ideologische Strömung zur Wiederbelebung einer vermeintlich barocken Klangästhetik. Das Walckersche Werk war daher vor allem für das Spiel solistischer, barocker Musik aus dem Blickwinkel der Zeit des Dritten Reiches ausgerichtet.
Die Darstellung romantischer Werke war zu dieser Zeit verpönt und blieb weitgehend außen vor. Als Gegenbewegung zur Romantik sollten bewusst weiche und füllige Klangfarben vermieden werden und hochliegende Stimmen einen klaren und durchsichtigen Klang erzeugen. Daher verbot sich auch die Ausstattung der Walcker-Orgel mit solchen Klangfarben, wie z.B. Streichern und solistischen Flöten, die wir heute im modernen Orgelbau längst wieder eingeführt haben.
Leider verbleibt ein guter Teil der Geschichte der Orgeln der Stadtkirche in Wermelskirchen nach wie vor im Dunkeln. Schon 1960 galten ältere Akten als verschollen. Nur die jüngste Geschichte des Verkaufs der Walcker-Orgel und die Planung und Ausführung der Peter-Orgel sind durch Schriftverkehr und Bauzeichnungen detailliert dokumentiert.
Disposition der E.F. Walcker -Orgel
Um weitere, bisher noch ungeklärte Geheimnisse unserer früheren Orgeln lüften zu können, suchen wir Menschen, die noch Fotografien oder andere Informationen besitzen und uns weiterhelfen wollen!
An dieser Stelle gilt unser Dank dem Orgelforscher Herrn Heinz J. Clemens aus Mönchengladbach, der uns im November 2018 mit einigen bis dahin unbekannten Informationen versorgte.
Der Orgelneubau von Willi Peter
Im Jahr 1969 wurde ein Neubau der Firma Willi Peter, Köln, unter Verwendung einiger historischer Prospekteile in Betrieb genommen. Wie auch ihre Vorgängerin blieb das Instument streng dem orgelbewegten Ideal verbunden. Nun aber in einer sehr zarten und kammermusikalisch Klanglichkeit und einer mechanischen Spieltraktur. Die Orgel besteht bis heute und besitzt 28 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal.
Die neue Orgel sollte die Bedürfnisse der Musizierpraxis einer hauptamtlichen Kirchenmusikerstelle der 1960-er Jahre erfüllen. Ein Instrument in der Art des ursprünglichen zu rekonstruieren, wurde dabei nicht angestrebt. Wohl aber sollte die ursprüngliche Fassade erneut weiterverwendet werden.
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Spielhilfe: 3-fach Setzer
Das Petersche Konzept
Willi Peter ging den folgenden Weg: Das gewachsene, historische Gehäuse wurde aufgegeben, um das gewünschte Instrument realisieren zu können. Stattdessen wurde eine freie Nachschöpfung des vormaligen Weidtmann Gehäuses unter Weiterverwendung der historischen Fassade ausgeführt. Zur Bauausführung wurden jedoch anstelle von Massivhölzern einfache zeitgenössische Materialien wie z.B. Sperrhölzer und Tischlerplatten verwendet.
Im Gegensatz zu einer realistischen, historischen Anmutung wurden die Seitenfronten des Hauptkorpus stark vertieft, um außer dem Pfeifenwerk auch einen Stimmgang und einen Teil des Schwellpositivs aufzunehmen. Der Platz im ebenfalls neu hergestellten Unterkasten wurde mit einem Gebläsemotor und verschiedenen mechanischen und elektrischen Steuerkomponenten ausgefüllt.
In die Front der Orgel wurde ein ausladender und zum Weidtmannschen Stil völlig unpassender Spielschrank eingefügt. Dieser Spielschranktyp war eigentlich für moderne Instrumente konzipiert worden, wo er erheblich besser mit dem Gesamtkonzept harmonierte.
Durch die baulichen Vorgaben des Barockprospektes musste ein für die große Stadtkirche recht eng mensurierter Prinzipal 8′ eingebaut werden.
Für das Pfeifenwerk des beim Neubau hinzugetretenen Rückpositivs wurde aus Tischlerplatten ein einfach strukturiertes, lackiertes Gehäuse errichtet und in die Brüstung gesetzt. Die Aufstellung von nur fünf installierten Registern erfolgte chromatisch und nicht der Gehäusevorgabe, wodurch etliche ungünstige Pfeifenverführungen und lange Kondukten (Versorgungsschläuche) notwendig wurden. Nach vielen Klagen über die unzureichende Klangfülle des Instrumentes, wurde dem Werk in den 1980er Jahren ironischer Weise lediglich ein helles Obertonregister „Quinte 1 1/3“ hinzugefügt.
Die Pfeifen des ebenfalls neu erbauten Schwellpositivs waren hinterständig fast unsichtbar wie ein Rucksack oberhalb des Hauptgehäuses untergebracht. Das Werk enthielt sechs Stimmen, davon eine 6-fache (!) Mixtur auf 1 1/3′ Basis.
Zur Aufnahme des Pfeifenwerks des Pedals wurden zwei freistehende Pedaltürme links und rechts neben dem Hauptgehäuse installiert. Auch hier scheint eine Orgelanlage, wie die vorn genannte aus Kloster Steinfeld in gewisser Weise Pate gestanden zu haben. Allerdings wirken die Proportionen der Pedaltürme in Wermelskirchen seltsam ungelenk und gedrungen, da schlichtweg schlüssige geometrische Verhältnisse der Werke zueinander (4:2:1) nicht berücksichtigt wurden.
Um nun doch ein wenig mehr „Fundament“ zu bekommen, wurde in den 1990er Jahren ein Zungenregister in Achtfußlage ausgebaut und gegen eine gebrauchte „Posaune 16′“ mit halber Becherlänge ersetzt, die bei einer Orgelrestaurierung in Hückeswagen übriggeblieben war. Gravuren auf den Pfeifen mit den Namen der SpenderInnen zeugen noch heute von dieser Maßnahme. Von seiner zarten klanglichen Beschaffenheit ist dieses Register allerdings eher für das Manual geeignet.
Die Klangästhetik der 1968er…
Sowohl die Peter-Orgel der Stadtkirche in Wermelskirchen, als auch das Vorgängerinstrument standen unter dem Dogma einer sogenannten „Orgelbewegung“. Woraus sich genau die Argumente schöpften, die vorhandene Walcker-Orgel abzubrechen und ein vergleichsweise ähnliches Instrument neu zu bauen, ist aus heutiger Sicht unverständlich, zumal die neue Orgel nach heutiger Kaufkraft etwa 500.000 Euro gekostet hat und auch bekannt wurde, dass die in Wermelskirchen als unbrauchbar erklärte Walcker Orgel an anderer Stelle wiedererrichtet und noch viele Jahre verwendet wurde.
Die neue Peter-Orgel besaß im Gegensatz jedoch zu ihrer Vorgängerin eine mechanische Spieltraktur, ein neues Dogma, das nach dem 2. Weltkrieg entstand. Orgeln mussten wieder eine Mechanik besitzen. Jetzt aber nicht mehr aus Holz, sondern aus Aluminiumdrähten und Stahllitzen bestehend.
Abweichend zu erhaltenen Vergleichsinstrumenten Walckers, die um die Kriegszeit herum entstanden, besaßen Peter-Orgeln in den 1960-ern oft eine auffällig kammermusikalische Ausrichtung. Diesen Instrumenten fehlte dadurch teils das Volumen, einen großen Kirchenraum angemessen zu füllen.
Durch recht enge Pfeifenmensuren, die durch die Gehäusefront vorgegeben wurden und eine knappe Intonation des Hauptregisters „Prinzipal 8′ „, ist die Klangausbeute der Orgel auf den Raum bezogen unzureichend (leise). Da alle anderen Stimmen nach dem Prinzipal ausgerichtet werden, ergab sich als Konsequenz ein im Gesamten viel zu schwaches Instrument.
Dieser Umstand hatte zur Folge, dass eine Begleitung des Gemeindegesangs nur recht leise oder eben sehr hell geschehen konnte und die Orgel stets weit „ausgefahren“ werden musste, um einigermaßen den Raum zu füllen. Dabei behalf sich ein Organist aufgrund schwacher Grundstimmen dadurch, dass er aus den drei vorhandenen Manualwerken halbwegs passende Register zusammensuchte und die Werke verkoppelte. Unterm Strich blieb so eine ermüdend klingende und kaum abwechslungsreich registrierbare, faktisch einmanualige Orgel übrig, die ihren Hörerinnen und Hörern nur wenige unterschiedliche Klangfarben anbot.
In ihrer dadurch zusätzlich eingeschränkten Klanglichkeit erklärt sich auch, dass „die“ Orgel als künstlerisches Instrument in Wermelskirchen bisher kaum wahrgenommen werden konnte. Eine Orgel, die viel zu oft im Plenum gespielt werden muss, um hörbar zu sein, ist einfach langweilig. In einer passenden, kleinen Kirche hätte diese Orgel einen erheblich anderen Eindruck hinterlassen.
Schallpegelmessungen bestätigten den subjektiven Eindruck fehlender Klangfülle: Unsere Orgel erbrachte mit allen Registern (Tutti) in einem voll besetzten Gottesdienst gespielt, lediglich 78 dB/A. Begleitregistrierungen lagen in der Lautstärke weit darunter, selbst bei kräftigem Singen im kleinen Kreis unterhalb der Hörschwelle. Im Vergleich dazu präsentierte sich die Kantorei mit stolzen 86 dB/A und mehr, was eine Orgel mindestens auch können sollte. Die (verstärkte) Sprechstimme unseres Pfarrers brachte angenehm wahrnehmbare 82 dB/A. Unser Posaunenchor bringt schon einmal laute 95 dB/A oder mehr, wenn alle gut in Form sind…
Im Oktober 2017 haben elektrische Sicherheitsmängel die Verantwortlichen dazu bewogen, die Peter-Orgel stillzulegen, zumal wenige Monate später ohnehin die beschlossenen Arbeiten beginnen sollten. Es kam leider anders.
Die Orgel wurde wegen Brandgefahr stillgelegt!
Was also tun?
Im Juni 2016 hat das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen beschlossen, dass unsere Orgel nach 50 Jahren Betriebszeit überholt und zur Erzeugung eines Klangs, der dem Volumen des Innenraumes unserer Stadtkirche angemessen ist, gründlich überarbeitet werden soll. Um das Orgelwerk Willi Peters ohne einschneidende Veränderungen erhalten zu können, wurde ein Erweiterungskonzept ersonnen, das im Kern aus der Hinzufügung einer wertvollen Orgel der Firma Peter Conacher aus Huddersfield besteht, die zu diesem Zweck bereits im Jahr 2015 erworben wurde. Von der Orgelberatung der EKiR wurden hierzu Konzepte entwickelt und die Voraussetzungen zu ihrer Umsetzung geschaffen.
Die Umsetzung des Projektes stockte 2018 über Diskussionen um die optische Gestaltung, später um einen alternativen Fernspieltisch, der im Altarraum seinen Platz finden sollte.
Im April des Jahres 2019 wurden die gewünschte Gestalt der zukünftigen Orgel von Presbyterium und Bauausschuss beschlossen. Die hierfür notwendige Gesamtsumme für das Projekt wurde vom Presbyterium auf 250.000 Euro geschätzt und entsprechend beschlossen.
Etwa 1 1/2 Jahre später, im Oktober 2020, wurde ein entsprechendes Angebot beschlossen. Hierzu schreibt Präses Manfred Jetter am 5. Oktober 2021 in einem öffentlichen Informationsbrief an die Kirchengemeinde:
Liebe Gemeinde,
das Presbyterium beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem wichtigen Projekt der
Instandhaltung und Erweiterung der Willi–Peter–Orgel in der Stadtkirche. In mehreren
Etappen wurden dazu weitreichende Beschlüsse gefasst. Zuletzt – und so nahmen wir an:
zum letzten Mal – per Beschluss vom 9. Oktober 2020 in einer Höhe von insgesamt 265 T €:
250 T € aus Mitteln der Kirchengemeinde und 15 T € aus einer anonymen Spende. Für diesen
Maximal–Betrag sollte laut Vertragsangebot die Stadtkirchenorgel saniert und um eine
weitere englische (Conacher–) Orgel, die bereits im Gemeindehaus einlagert ist, erweitert
werden.
Diese fortlaufenden Beschlüsse über Jahre hinweg erforderten manche Diskussion und
Überzeugungskraft. Ein verträglicher Zielpunkt schien nun erreicht. Dazu wurden vom sehr
engagierten Fundraising–Team inzwischen rund 83 T € an Spenden erarbeitet, als Teil des
Finanzierungskonzeptes. Allen, die gespendet haben, sei an dieser Stelle ein herzliches
Dankeschön gesagt.
2021 hat die Orgelbaufirma dem Presbyterium ein neues Angebot zum Orgelbau in der
Stadtkirche vorgelegt. Es enthält eine Preissteigerung von rund 30 % auf nunmehr 358 T €,
bedingt durch zwischenzeitliche Preissteigerungen in Material und Zulieferfirmen.
Damit sind wir als Presbyterium nun erneut herausgefordert zu überlegen, wie wir mit dieser
neuen Situation einer unerwarteten und deutlichen Preissteigerung umgehen können. Eine
vom Presbyterium eingesetzte Orgelgruppe bereitet mögliche Finanzierungskonzepte, aber
auch alternative Entscheidungsmöglichkeiten vor. Können wir die Preissteigerung
akzeptieren und wenn ja, wie kann sie erarbeitet werden? Der für uns zuständige
Orgelsachverständige der Landeskirche unterstützt uns bei diesem Prozess der
Entscheidungsfindung. Seiner Meinung nach handelt es sich auch beim aktualisierten
Angebot um ein faires Angebot.
Liebe Gemeinde,
wir bitten um Verständnis für die schwierige Situation, in der sich die Orgelgruppe und das
Presbyterium nun befinden. Wir wissen, dass die Zeit lang wird. Wir hatten gehofft, dass mit
dem Beschluss vom vergangenen Jahr endlich alles geklärt wäre.
Nun müssen wir in eine neue Runde der Überlegungen gehen. Die verschiedenen Interessen
dabei zusammenzuführen ist nicht einfach.
Wir versichern Ihnen, dass wir in diesem neuen Entscheidungsfindungsprozess nach bestem
Wissen und Gewissen vorgehen: sowohl mit Blick auf die Gemeinde, mit Blick auf unsere
finanzielle Verantwortung als auch mit Blick auf das Ziel, bald wieder eine wohlklingende
Stadtkirchenorgel hören zu können.
Mit geschwisterlichen Grüßen
Pfr. Manfred Jetter, Vorsitzender des Presbyteriums, i.A. des Presbyteriums
Durch diesen Beschluss wird nun glücklicherweise der Kernbauabschnitt einer Renovierung und Erweiterung (Bauphase I) umgesetzt werden können. Er umfasst, wie von Anfang an geplant, die verschlankte Zusammenführung der vorhandenen Peterorgel mit einem englischen Instrument in einer Grundausbaustufe.
Ein Ausbau zu einem vollständigen Konzertinstrument, ist mangels verfügbarer Geldmittel jetzt leider noch weiter in die Ferne gerückt (Bauphase II). Es ist geplant, nach und nach, je nach Stand des Fundraisingergebnisses, weitere, bisher noch ausgesparte Register zu integrieren. Dieser zweite Bauabschnitt benötigt zusätzliche Spenden.
Bauliches
Intensiv hat sich die Orgelsteuerungsgruppe im Jahr 2018 über die Gestaltung des zukünftigen Orgelkorpus und des Orgelprospektes (Fassade) beraten. In diese Planungen sollen nun auch die klanglichen Erfahrungen mit einem bereits realisierten Vergleichsprojekt in Moers einfließen.
Die Aufgabenstellung ist anspruchsvoll: Zum einen benötigen die zugekauften Orgelbestandteile zusätzliches Raumvolumen, andererseits sollte der Platz hinter dem jetzigen Instrument möglichst frei von Orgelteilen gehalten werden. Zur Lösung dieser Aufgabenstellung sind zusätzliche Geldmittel notwendig, die man bei früheren Überlegungen noch nicht vorgesehen hatte. Die zugeschaltete Orgel- und Bauberatung des Landeskirchenamtes der EKiR (Dipl.-Ing. Architektin, Dipl.-Kommunikationsdesignerin Ilka Gebauer, Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen und OSV Michael Müller-Ebbinghaus) haben dem Presbyterium im November 2018 ein bemerkenswertes, weil schlüssiges und einfaches Umgestaltungskonzept vorgeschlagen.
Das Konzept geht Hand in Hand mit der Planung, den Arbeitsplatz des Organisten von der Orgelanlage zu entkoppeln und an einen liturgisch günstigeren Ort, den Chor- und Altarraum, zu verschieben. Hierzu wurde die Aufgabe des alten und der Bau eines neuen, freistehenden Spieltisches beschlossen.
Die Doppelarkade
Seit der Zurückverlegung der Orgel an die Kirchenwand und der Verbreiterung des Prospektes im Jahr 1839 wurde ein hinter der Orgel befindlicher Triumphbogen mit einer historisch überaus wertvollen, romanischen Doppelarkade aus dem 12. Jahrhundert dauerhaft verdeckt. Beide sind in der Zeichnung mit feinen Linien dargestellt und durch Anklicken in der Vergrößerung erkennbar.
Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Planungen ist daher die Wiedersichtbarmachung dieser romanischen Doppelarkade als Zugang zur Michaelskapelle. Hierdurch würde eine bauliche Situation geschaffen werden, die die zur Zeit nahezu unsichtbar gemachte Beziehung zwischen dem ottonisch-karolingisch inspirierten, romanischen Erbe aus dem 12. und dem neoklassizistischen Kirchenschiff aus 19. Jahrhundert wiederherstellt.
Unsere Preußische Apsis
Dass unser Kirchenraum eine Apsis besitzt, zählt er neben anderen romanischen Bezügen wohl zu den seltenen Ausnahmen eines Preußischen Kirchenbaus. Apsiden sind halbkreisförmig ausgebildete Nischen. Sie wurden bereits in römischen Bauten verwendet, um z.B. eine Kaiserstatue zu beherbergen. In Kirchenbauten befindet sich in der Apsis üblicherweise das Heiligtum, der Altar.
Der Bau einer Apsis ist jedoch einem reformierten Denken eigentlich vollkommen fremd. Dass er in Wermelskirchen dennoch realisiert wurde, ist bemerkenswert und zeigt die Bestrebungen, auf eine Union zwischen Reformierten und Lutheranern hinzuarbeiten.
In der Stadtkirche wurde der untere Teil der Apsis mit einer mit Lanzettenfenstern dekorierten Kanzelwand verschlossen und eine Umkleidekammer integriert. Der neuere Abendmahlstisch, in Form eines Kelches, wurde davor platziert.
Die Wermelskirchener Apsis befindet sich hinter einem Triumphbogen auf der östlichen Schmalseite der Kirche. Im oberen Teil ist der Blick auf das Gewölbe und gestaltete Fenster möglich. Eine geostete Ausrichtung schafft die Verbindung zum Sonnenaufgang, einem Symbol der Auferstehung.
Weiterhin stellt unsere „Preußische Apsis“ über ihren Triumphbogen einen Bezug zum gegenüberliegenden, mittelalterlichen Teil der Kirche her und umrahmt vornehm die überhöhte Kanzel, die das prinzipale Ausstattungsstück des Ostteils der Kirche ist.
Der dem Kanzelraum im Westen gegenüberliegende, zweite Triumphbogen könnte wieder zur Geltung kommen, sobald den Blick störende Orgelumbauungen aus der zentralen Sichtachse herausgenommen würden. Dazu möchte man alle Orgelbestandteile, die nicht in den Hauptkorpus passen, auf neu zu schaffende, seitliche Podeste oberhalb der Treppenaufgänge stellen.
Eine zusätzliche Vorverlegung des Hauptorgelkorpus in die Brüstung wird die erhaltene romanische Doppelarkade von den Treppenaufgängen aus wieder erlebbar machen und einen angemessenen Zugang zur Michaelskapelle wiederherstellen. Durch diese Maßnahmen entstünde entgegen dem bestehenden Zustand ein wohlproportioniertes Gegenüber von Ecclesia und Musica.
Die folgende Fotomontage zeigt einen Unterbau, in dem noch keine Details, wie z.B. Schallaustrittsöffnungen eingearbeitet wurden. Nach aktuellem Beschluss werden sechs recheckige Füllungen eingearbeitet, die als Schallaustritt für das Unterwerk dienen. Dennoch kann man schon jetzt den zukünftigen Blick auf die Westempore genießen. Bitte klicken Sie dazu das folgende Bild an.
Ausblicke und Zukunftsmusik
Die Dinge verändern sich. Wer hätte wohl im Jahr 1713 gedacht, dass sich aus einer kleinen Organistenstelle, die von einem Dorfschullehrer versorgt wurde, im 20. und 21. Jahrhundert schon die dritte hauptamtliche Kantorenstelle in Folge entwickeln würde. Alle Kirchenmusiker haben einen merklichen Einfluss auf die Entwicklung des geistlichen Musiklebens in unserer Stadt gehabt. Letzlich trugen und tragen sie auch zur Entwicklung und zu Veränderungen der Kirchenorgeln bei.
Hierbei ist eine große Orgelrenovierung, wie sie alle 50 bis 100 Jahre ansteht, jeweils der geeignetste Zeitpunkt, nicht nur für die Konservierung, sondern auch für die Weiterentwicklung eines Instrumentes mit einem kreativen Blick in die Zukunft zu sorgen. Alle dafür notwendigen Beschlüsse sind nunmehr im Jahr 2020 gefasst worden.
Die Stadtkirche etabliert sich als größte Evangelische Kirche der Stadt immer mehr als ein Zentrum breitgefächerter, kirchenmusikalischer Aktivitäten (siehe auch diese Homepage). Mit dem geplanten Orgelerweiterungbau soll zum gottesdienstlichen das konzertante Orgelspiel neu erschlossen werden, welches sich in Wermelskirchen mangels geeigneter Instrumente bisher nicht entwickeln konnte.
Diese „Zukunftsmusik“ beginnt für die Mitarbeitenden im Fachbereich Kirchenmusik mit einer Nachwuchsarbeit mit den Kleinsten. So wird parallel zur Chorarbeit mit kleinen und großen Kindern, eine populare Orgelmusik mit ihren vielen verschiedenen Ausrichtungen vom Kinderorgelkonzert bis zum Jazzabend Einzug in den Musikbetrieb halten, sowie ein in Wermelskirchen noch unentdecktes klassisches Repertoire zur populären Musik werden. Die Musiker stehen schon jetzt in den Startlöchern. Unsere drei Maskottchen, Chorrabe Karl-Heinz mit Orgelix und Orgelinchen, warten schon ganz ungeduldig darauf …