Bergische Morgenpost, von Wolfgang Weitzdörfer
Die Kantorei der Evangelischen Kirchengemeinde hat an diesem Donnerstagabend eigentlich vor allem eines im Kopf: Schließlich ist Reformationstag, der 31. Oktober, ein hoher evangelischer Feiertag. An dem die Kantorei natürlich den Festgottesdienst musikalisch gestalten wird. Und deswegen trifft sie sich an diesem Donnerstag auch nicht zur regulären Probe im Gemeindehaus am Markt, sondern direkt in der Kirche. Aber es werden nicht nur die Stücke noch einmal angestimmt, die später am Abend im Gottesdienst erklingen werden. Denn die Sängerinnen und Sänger haben natürlich noch ein ganz anderes Projekt vor der Stirn, dessen Aufführung ganz unmittelbar bevorsteht. Die berühmte Große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart, die am Sonntag, 10. November, um 17 Uhr zusammen mit einer der bekanntesten Kantaten des Barock-Genies Johann Sebastian Bach – „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – zur Aufführung gebracht wird.
Klar, dass für eine derart anspruchsvolle Leistung jeder Moment zum Proben genutzt werden muss. Allerdings lässt sich beim Besuch dieser außergewöhnlichen Probe eines direkt feststellen: Die Kantorei ist ihrem Ziel, der gelungenen Aufführung am zweiten November-Sonntag, schon sehr nahe gekommen. Da wird nach einem ganz kurzen Einsingen das Hosanna mit seinen vielen verschiedenen Stimmen im Doppelchor gesungen. Das ist laut, kraftvoll und voller Leben. Nicht nur eine kompositorische Meisterleistung – auch der Chor muss hier viel Disziplin beweisen. Und schafft es doch bravourös.
Da wächst die Vorfreude, wie das wohl nicht nur mit dem begleitenden Klavierspiel von Kantor Andreas Pumpa klingen mag, sondern mit dem Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln, das am 10. November zusammen mit dem Chor sowie den Solisten Veronika Madler (Sopran), Steffanie Patzke (Sopran), Martin Logar (Tenor) und Thomas Laske (Bass) auftreten wird.
Fraglos wird dieses Konzert ein Highlight im Gesangsjahr des evangelischen Kirchenchors werden. Stefanie Schüller, die Vorsitzende der Kantorei, ist allerdings, eine gute Woche vor dem großen Abend, guter Dinge. „Wir hatten Mitte Oktober ein Chorwochenende. Da hatten wir acht oder neun Probeeinheiten“, sagt sie. Das schweiße den Chor nicht nur zusammen, das sei auch für das Selbstbewusstsein in Bezug auf das einzustudierende Werk sehr hilfreich. „Nach so einem intensiven Wochenende mit so vielen Proben hat man das Gefühl, dass es jetzt läuft und klappen wird“, sagt Stefanie Schüller. Die Kantorei-Vorsitzende ergänzt lachend: „Klar, die Stimmung unter den Sängerinnen und Sängern ist aufgeregt, angespannt – aber insgesamt auch sehr gut. Wir freuen uns tierisch.“ Je mehr man sich mit der Musik Mozarts beschäftige, als umso gewaltiger erfahre man das Werk. „Es wird einem so klar, was für ein unglaubliches Genie dieser Mozart gewesen ist“, sagt Stefanie Schüller. Die restliche Woche vor dem Auftritt ist natürlich von letzten Vorbereitungen geprägt. Und einer Generalprobe. „Am Mittwoch haben wir noch eine Stellprobe in der Kirche, da wird genau festgelegt, wo wer beim Konzert steht. Die Generalprobe mit Solisten und Orchester ist für den Donnerstag angesetzt“, sagt Stefanie Schüller. Es sei die einzige Probe mit allen Musikern und Sängern. „Wenn dann wirklich noch irgendwo Handlungsbedarf ist, besteht die Möglichkeit einer Notprobe am Freitag. Aber wenn wir bei der Generalprobe gut genug sind, dann wird uns diese Notprobe entlassen“, sagt Stefanie Schüller. So gut wie die beiden Stücke, die während des Gottesdienstes zum Reformationstag gesungen werden aber schon klingen, dürfte die Freitagsprobe aber vermutlich wohl ausfallen.
Aufführung in der Stadtkirche