Von Wolfgang Weitzdörfer; Bergische Morgenpost 03.09.2019
Immer Donnerstagabends klingen aus den offenen Fenstern des Gemeindehauses der Evangelischen Kirche am Markt schöne Chorgesänge. Wer sich ein wenig auskennt und genau hinhört, vernimmt Bruchstücke von Mozart und von Bach. 60 Sängerinnen und Sänger arbeiten mit Kantor Andreas Pumpa daran, die c-Moll-Messe von Mozart und die wohl bekannteste Bach-Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ zu erarbeiten. „Obwohl unvollendet, ist es die größte Messe, die Mozart komponiert hat. Vielleicht wollte er damit einen Gegenpol zu Bachs h-Moll-Messe schaffen“, sagt Pumpa. Entsprechend groß sei der Aufwand, denn der Chor müsse teils achtstimmig singen – was auch für den Dirigenten eine Herausforderung sei. „Es ist ein Brummer, keine Frage. Aber auch ein tolles Werk“, sagt Pumpa.
Die Idee, sich an diese Messe heranzuwagen, gehe auf eine langjährige Chorsängerin zurück, sagt Stefanie Schüller, Vorsitzende der Kantorei. „Renate Müller, 85 Jahre alt und schon sehr lange dabei, hatte Pumpa diese Messe vorgeschlagen.“ Sie hätte das Werk vor vielen Jahrzehnten in Bielefeld gesungen. „Unser Kantor hat zugestimmt. Nachdem wir die ersten Proben hinter uns hatten, sagte Renate Müller allerdings: Oh, ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, wie kompliziert das Stück ist“, sagt Stefanie Schüller und lacht. Mozart hat die Messe seinerzeit nicht vollendet. „Verschiedene Komponisten haben versucht, sie fertig zu komponieren – mal mehr, mal weniger gelungen“, sagt Stefanie Schüller. Pumpa habe sich für die fragmentarische Version entschieden, in der nur wenige instrumentale Passagen ergänzt worden seien. Das habe zur Konsequenz, dass das Werk mit 50 Minuten nicht ganz abendfüllend sei. „Daher haben wir uns dann dafür entschieden, die Bach-Kantate als zweites Stück einzustudieren. Bach geht schließlich immer“, sagt Pumpa. Unterstützt wird die Kantorei nicht nur durch einige Gastsänger, sondern auch durch hervorragende Solisten und das Neue Rheinische Kammerorchester aus Köln. „Darüber sind wir sehr froh, denn dadurch wird das Konzert zu einer richtig wertigen Angelegenheit“, ist die Kantorei-Vorsitzende überzeugt.
Neben den Proben am Donnerstagabend, die von den Sängern durch zusätzliche Arbeit an den Stimmen zu Hause ergänzt werden, ist im Oktober ein Probenwochenende geplant. „Das ist sehr intensiv – neben viel Freude und Spaß an der Sache ist es viel harte Arbeit“, sagt Stefanie Schüller. Pumpa ergänzt: „Nach dem Probenwochenende merkt man aber auch, dass man auf einem guten Weg in Richtung Aufführung ist.“ Das Probenwochenende findet vom 11. bis 13. Oktober in der CVJM-Bildungsstätte Bundeshöhe in Wuppertal statt.
Die Kantorei will mit dem großen Konzert ein rundes Paket für die Gäste schnüren. „Bereits am Samstag, 21. September, findet um 19 Uhr, ein informativer Einführungsabend zum Konzert mit dem Musikwissenschaftler Norbert Ely im Gemeindehaus statt“, sagt Stefanie Schüller. Es wird interessante Geschichten aus der Zeit der Wiener Klassik zu hören geben – und die Lust auf das Konzert geschürt. Auch am Konzertabend sind nicht nur musikalische Genüsse zu hören. „Nach dem Konzert gibt es im Gemeindehaus einen Empfang. Ich studiere gerade schon die Kochbücher, um Mozarts Leibspeisen herauszufinden. Denn die soll es dann geben“, sagt Stefanie Schüller.
Erfahrene Sänger können noch mitmachen