Wermelskirchen Zu einer Zeitreise in die 1970er-Jahre hatte das Fundraising-Team der Evangelischen Kirchengemeinde eingeladen.
Quelle: RP-Online (von Theresa Demski)
Der Schritt über die Türschwelle wird zu einer Reise in eine andere Zeit: Hier sind die Kleider auffallend bunt, die Hosen haben Schlag und längst vergessene Melodien klingen über den Flur: „Fernando“ und „Stayin‘ alive“, „We will rock you“ und wenn es für einen kurzen Moment ein bisschen ruhiger wird auch mal „I’ll be there“. ABBA und die Bee Gees, Queen und The Jackson Five haben es an diesem Abend auf die Playlist geschafft. Und die Discokugel zaubert bunte Muster auf die Tanzfläche. Mit einem Schlag befinden sich die Besucher Mitten in den 1970er-Jahren. „Da werden für die meisten von uns Erinnerungen an die Kindheit wach“, sagt Jutta Benedix und streicht sich gut gelaunt durch das blonde, wallende Perückenhaar. Andere fühlen sich an die ersten Tänze im Partykeller erinnert.
Gemeinsam mit dem Fundraising-Team der Evangelischen Kirchengemeinde lässt Jutta Benedix im Gemeindezentrum am Freitagabend die 1970er-Jahre lebendig werden. „Es war eine Schnapsidee“, erklärt sie lachend. In einer munteren Runde habe sie mit Stefanie Schüller zusammengesessen und ihnen sei die ABBA-Melodie „Thank you for the music“ (Danke für die Musik) nicht mehr aus dem Kopf gegangen – auch deswegen, weil das Fundraising-Team aktuell vor allem für die neue Orgel in der Stadtkirche sammelt. Ja, die Musik der Siebziger sei weit entfernt von dem, was sie sonst in Chören und der Kantorei in der Gemeinde zu Gehör bringen. „Eine andere Welt“, räumt Jutta Benedix ein und ergänzt dann: „Aber gute Musik kann man immer hören, egal aus welcher Zeit sie kommt.“ So also entstand die Idee, der Musik eine Party zu widmen und die Einnahmen der Orgelsanierung zugutekommen zu lassen. „Es gab in der Gemeinde eine große Offenheit“, sagt Jutta Benedix und ergänzt schmunzelnd: „Wir nutzen die Freiheit, die uns evangelischen Christenmenschen gegeben ist.“
Keine Frage also, dass die Playlist lang und bunt ist. An der Bar wird Schlammbowle ausgeschenkt, viele kommen in Schlaghosen und Blümchenhemden, Elvis-Anzug und mit Sonnenbrille. Auf dem Buffet türmen sich Spargelröllchen und Buletten, es gibt Käsespieße und Mettigel. „Da liegt einem der Geschmack aus den 70ern gleich auf der Zunge“, sagt eine Besucherin und nimmt sich fröhlich eine weitere Portion. Zu jeder vollen Stunde bringt Jutta Benedix dann typische Erinnerungsstücke unters Volk: Per amerikanischer Versteigerung, unterstützt von flotten Rhythmen, sammelt sie Geld für eine alte Bravo, für ABBA-Schallplatten, Hit-Kassetten und eigenwillige Pralinenschalen.
Wer lieber unverkleidet zur ABBA-Party gekommen ist, findet Glitzerhüte und Perücken in der Verkleidungskiste. Und dank des Fotoautomats entstehen im Laufe des Abends viele Schnappschüsse fürs Fotoalbum der Gemeinde. Einzig die Resonanz hätte besser sein können. So bleibt am Ende des Abends kein Geld für den Spendentopf der Orgel übrig. „Aber für alle war es ein großer Spaß“, resümiert Jutta Benedix.