Der Wermelskirchener General-Anzeiger schreibt am 15.11.2011
über das Kirchenkonzert am 13.11.2011 in der evangelischen Stadtkirche Wermelskirchen, Messe B-Dur von F. Schubert, Missa brevis B-Dur von W.A. Mozart und der Sonata a cinque, g-moll von T. Albinoni folgendes:
Alle Stimmen ausgezeichnet vorbereitet
Von Thomas Wintgen
Zaghaft der Beifall nach der Mozart-Messe; kühl verstummt nach der Albinoni-Sonata; vergleichsweise befreit nach der Schubert-Messe – der Umgang des Publikums in der reformierten Kirche mit katholischen (Musik-) Messen ist noch völlig ungeübt.
Die Evangelische Kantorei, ein hier allgegenwärtiges Solisten-Quartett und ein als „Philharmonisches Orchester Bergisches Land“ firmierendes zehnköpfiges Streicher-Ensemble führten – mit Hilfe der Bürgerstiftung der Sparkasse sowie des Förderkreises Kirchenmusik – am Sonntag in der ausgezeichnet besuchten Stadtkirche drei bekannte bzw. hörenswerte Werke auf. Das Orchester bot eine makellose Leistung und war Dirigent Johannes Meyer ein sicheres Fundament, mit dem er nicht groß hatte probieren müssen. Bei den Bläsern war klar, dass die Trompeten aus dem hiesigen Posaunenchor kommen: Martin Weidner, an seiner Seite Torsten Heil.
Die Streicher boten mit der weitgehend unbekannten, etwa um 1700 entstandenen g-Moll-Sonata (op. 2,6) von Tommaso Albinoni ein erstklassiges Beispiel für die einnehmende Ruhe des einleitenden Adagio, ein luftig phrasiertes erstes Allegro mit viel Echo-Effekten, ein viel Ruhe verströmendes Grave sowie ein fideles Finale mit melodischen Ideen. Alexandra Thomas sang sich mit Agnus Dei in den Vordergrund Neben Margret Thiemann am Positiv ist ja fast auch das Solisten-Quartett heimisch zu nennen, so oft, wie insbesondere die Sopranistin Eva Budde und der Bass Thomas Stiefeling – sehr schön z.B. Schuberts Domine Deus“ (mit Oboe) – schon hier waren.
Alexandra Thomas (Alt bzw. Mezzosopran) ist als Opern- und Konzertsängerin Mitglied der Kölner Vokalsolisten und hatte sowohl bei Mozart als auch bei Schubert nicht die Parts, mit denen sie sich in den Vordergrund hätte singen können. Ausnahmen u.a.: das (auch bei Hensen) sehr schöne „donna nobis pacem“ Mozarts sowie vor allen Dingen ihre Partie im Schubertschen Agnus Dei!
Die Sache mit dem eher undankbaren Part galt mit wenigen Ausnahmen für Bassist Stiefeling – großartig das „Domine deum“ im Gloria – neben Stephan Hensen, der u.a. Korrepetitor und Proben-Assistent beim Collegium musicum der Universität Köln ist. Und dessen Diskant ich nach wie vor zu sehr gepresst höre – auch wenn bei Tenören die Vergleiche schwindelerregend sein können.
Kantor Johannes Meyer schien einmal mehr die Ruhe selber und strahlte das auch aus bei seinen exakten Einsätzen und der Feinjustierung der Kantorei; im Großen und Ganzen war nämlich alles grundsolide einstudiert, alle Achtung!
Die Missa brevis Nr. 13 in B-Dur (KV 275) ist von naiv-herzlichem Charakter und ist für den Autoren Werner Oehlmann ein „persönliches Bekenntniswerk des jungen Mozart“. Eva Budde hat heute einen recht dominanten Sopran, aber natürlich auch den hörbaren Vorteil hoher musikalischer Reife.
Und lässt sich inzwischen mehr auf Sakralmusik ein, steckt das Opernhafte dafür dankenswerterweise zurück. Was auch ihrem Part in Franz Schuberts Messe B-Dur (D 324) zu Gute kam, in welcher sie gleich hoch hinaus musste – mühelos.
Der Chor-Sopran machte das beim „Quoniam tu solus“ sehr gut nach. Wie überhaupt die einzelnen Stimmen der Kantorei ausgezeichnet vorbereitet waren; während der Alt noch den Vorteil einer gewissen Größe hat, „schlugen“ sich die aufrechten Tenöre und Bässe großartig. Schuberts Gloria hat verschiedene schöne Momente Dem Chor gelang ein ausgesprochen kultiviertes Forte nach feinem Mezzopiano im ersten „Osanna“ (Sanctus), aber genauso so erstklassig auch das ganz sanft dem Benedictus hintangefügten „Osanna“.
Einer der schönsten (Messe-) Sätze des Konzerts war für mich Schuberts Gloria; wiewohl nicht vorne in der Hitliste, hat diese Messe für meinen Geschmack – nicht atypisch für den Komponisten – verschiedene schöne Momente. Um so dankbarer bin sicher nicht nur ich, dass es so was in einer evangelischen Kirche zu hören gab. Und obendrein so gut.