PRESSE: “Messiah“ in der Stadtkirche Wermelskirchen

Es war ein großer musikalischer, ein brillanter Abend. Darin waren sich die Besucher des in englischer Originalfassung und – was recht selten ist – ungekürzt aufgeführten „Messiah“ (Der Messias) von Georg Friedrich Händel am Sonntag, dem 09. Juni in der evangelischen Stadtkirche einig.
Pfarrer Dr. Lubinetzki führte das Publikum zu Beginn seiner Begrüßungsansprache zurück in die Zeit Händels und wies auf die Zeitlosigkeit sowie die Frische der Komposition des Barockkomponisten hin: diese Musik versteht es auch nach fast 300 Jahren, den Zuhörer zu ergreifen und emotional tief zu berühren. Der Kammerchor der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen unter der Leitung von Kantor Andreas Pumpa, bewies mit dieser Aufführung erneut sein hohes musikalisches Niveau. Mit dem Barockorchester Consortium Musica Sacra Köln stand dem Chor ein extrem feinfühliges und sauber intoniertes Orchester zur Seite.

Bereits mit der ersten Arie “Comfort ye“ (Tröste mein Volk) des Tenorsolisten Martin Logar, den das Wermelskirchener Publikum bereits von der (2019 vor Corona) durch die Kantorei in der Stadtkirche aufgeführten c-moll-Messe von Mozart bekannt sein dürfte, wurde deutlich, dass dies ein ganz besonderer musikalischer Abend werden würde. Mit unvergleichlich warmen Timbre führte Logar den Zuhörer in den ersten Teil des Werks ein, der die Ankündigung des Messias und die Geburt Jesu mit Worten des Alten Testaments erzählt. Doch wartete das Publikum gespannt auf den ersten Chor-Einsatz und wurde mit „And the Glory of the Lord“ nicht enttäuscht: auf den Moment dem Dirigat von Kantor Andreas Pumpa folgend, erschallte der schöne Chorklang des sehr gut vorbereiteten Kammerchors durch das Kirchenschiff. Mit ihrer tiefen und angenehme Ruhe ausstrahlenden Altstimme stimmte Solistin Henriette Gödde die eindringliche Arie „But who may abide the day of His coming“ an, das Publikum badete in Klang. Auch alle folgenden Choreinsätze kamen präzise und mit Intensität, mit Ausdruck und barocker Modulation erklangen „And He shall purify“ sowie „For unto us a child is born“. Bassbariton Thilo Dahlmann führte mit der prächtigen Arie „The people that walked in darkness have seen a great light“ den Zuhörer klanglich gemäß dem Text aus der Dunkelheit ins Licht. Lange musste im ersten Teil die Sopranistin auf ihren ersten Einsatz warten, dann strahlte ihr klarer Sopran mit „Rejoice greatly“, einer der sehr bekannten Arien aus diesem Werk, hell und klingend durch den Kirchraum; der Chor beschloss den ersten Teil dann leicht und beschwingt mit dem wunderbaren „His yoke is easy“ (Sein Joch ist sanft).


Nach der Pause eröffnete erneut der Kammerchor die zweite Hälfte des Konzertabends. Auch der zweite Teil des „Messiah“ vollbringt das Kunststück, die Passion fast ausschließlich mit Worten des Propheten Jesaja und der Psalmen zu erzählen, der direkt folgende dritte Teil, der die Erlösung der Menschheit thematisiert, stützt sich auf die Paulusbriefe aus dem Neuen Testament. Gespannt wartete das Publikum auf das wohl berühmteste „Halleluja“ der Musikgeschichte, der Chor setzte noch einmal zu und besang das heilige Jerusalem mit einer Inbrunst, die erschütterte. Tosender Beifall erscholl, und nach dieser fulminanten 2,5 stündigen Aufführung bedankte sich Kantor Andreas Pumpa, die vier hochkarätigen Solisten und der nach dieser tollen Leistung glücklich strahlende Kammerchor noch einmal mit dem gemeinsam mit dem Publikum geschmetterten „Halleluja!“. Ein Konzert, das in Qualität und Intensität einer Aufführung einer großstädtischen Philharmonie nicht nachstand, endete mit einem musikalischen Feuerwerk. (StS)

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