Artikel aus der Rheinischen Post/BM vom 12.11.2019, von Wolfgang Weitzdörfer
Wermelskirchen Das Konzert der Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde, auf das sich der Chor unter der Leitung von Andreas Pumpa in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv vorbereitet hatte, kam endlich zur Aufführung.
Am frühen Sonntagabend präsentierte die Kantorei zusammen mit dem Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln und den Solisten Veronika Madler (Sopran), Steffanie Patzke (Sopran), Martin Logar (Tenor) und Thomas Laske (Bass) in der Stadtkirche zwei große Werke der christlichen Chorliteratur: die Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“ von Johann Sebastian Bach und die c-Moll-Messe von Wolfgang Amadeus Mozart.
Draußen war es kalt und dunkel geworden, umso heimeliger fühlte man sich, als zunächst der Chor mit dem Kammerorchester in den Choral der berühmten Bach-Kantate einstieg. Durch die bereits sprichwörtlich gute Akustik der Stadtkirche bekamen die Zuhörer ein besonders schönes Hörerlebnis, das durch die hervorragende Leistung aller Akteure noch eindrucksvoller wurde. Der Chor brillierte mit fulminanter Strahlkraft, auch wenn in der Kantate eher die Solisten im Vordergrund standen. Aber schon im einleitenden Choralsatz – genau wie im fulminanten Abschluss – wurde es durch den kräftigen und glockenklaren Chorgesang gleich ein wenig heller in der Stadtkirche. Und auch die Solisten setzten erste Akzente, die im Hauptwerk, der c-Moll-Messe ihre Fortführung finden sollten. Sie mochte unvollendet geblieben sein, fraglos ist sie aber eines der schönsten kirchenmusikalischen Werke überhaupt. Die Rede ist von Mozarts c-Moll-Messe, die er 1781 für seine Frau Constanze zu komponieren begann. Viele Komponisten haben bis heute versucht, das Werk zu vollenden. In Wermelskirchen wurde jedoch die Fassung gegeben, die sich am nächsten an Mozarts Ur-Fragmenten bewegte.
Eine gute Entscheidung, denn letztlich gab es nur einen Wolfgang Amadeus Mozart. Und dessen Genie wurde in einer knappen Stunde so wundervoll zu Gehör gebracht, dass alle dazu komponierten Töne und Melodien nur eine Verfälschung dargestellt hätten.
Die Aufregung sei groß gewesen, hatte die Kantorei-Vorsitzende Stefanie Schüller im Vorfeld verlauten lassen. Davon war jedoch am Sonntag nichts mehr zu spüren. Kaum zu glauben, dass Chor, Solisten und Orchester nur eine gemeinsame Probe hatten, so souverän und aufeinander abgestimmt klang das, was das Publikum zum Abschluss mit lautstarkem Applaus würdigen sollte.
Das war natürlich auch dem Mann geschuldet, der alles zusammenhielt: Kantor Andreas Pumpa, dessen Dirigat völlig unaufgeregt wirkte und doch jenes Quäntchen war, das Mozarts vielschichtiges Werk mit enormer Strahlkraft zum Erblühen brachte. Etwa als das Gloria, von jeher einer der hellsten Momente jeder Messe, vom Chor mit solcher Lebendigkeit und Leidenschaft gesungen wurde, dass die Gänsehaut sich auch beim kirchenfernsten Zuhörer sofort einstellte.